Interview vom bwp (Bundesverband Wärmepumpe e.V. ,mit Werner Laga.

Expertenmeinung von Werner Laga:

„Im 16. Teil unserer Serie „Köpfe“ steht uns Werner Laga, Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer der WEBUTEC GmbH aus Leverkusen, Rede und Antwort.
Die WEBUTEC GmbH ist 2023 ausgezeichneter Installateur, denn mit einem Zubau von über 500 kWp Solarleistung, leistet der Betrieb einen herausragenden Beitrag zur Energiewende in Deutschland.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen uns ein paar Fragen zu beantworten!“

1. Ab nächstem Jahr sollen jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Halten Sie dies für realistisch? Und wenn nicht: Was müsste geschehen, damit dies eintritt? 
Ich finde es gut, dass die Bundesregierung ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen in Deutschland einbauen will. Das ist ein wichtiges Ziel für den Klimaschutz. Die Heizung ist jedoch der Klimakiller Nummer eins im privaten Sektor. Denn die meiste Energie eines Haushalts wird verbraucht, um Räume zu beheizen – und die meiste Energie stammt immer noch aus klimaschädlichen fossilen Heizungen.
Aber es ist nicht so einfach, dieses Ziel zu erreichen. Es gibt einige Herausforderungen, die wir bewältigen müssen. Es ist wichtig zu verstehen, dass alle Marktteilnehmer an einem Strang ziehen müssen. Hier ist insbesondere die Politik gefragt, um weitere Verunsicherungen beim Kunden zu vermeiden. Fördermittel müssen klar, verbindlich und mit weniger Bürokratie für die Wärmepumpen-Kunden greifbar sein. Außerdem ist die sektorenübergreifende Gewinnung und Nutzung von erneuerbarer Energie ein richtiger und wichtiger Weg. Photovoltaik und Wärmepumpen sind ein gutes Team in diesem Zusammenhang. Ferner ist beim Verbau von Wärmepumpen auf die Qualität ihrer Installation zu achten, damit sie lange und gut funktionieren. Hieran arbeiten u.a. die Hersteller und Verbände mit Hochdruck
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2. Inwieweit hat sich das Kundeninteresse bzw. Verständnis hinsichtlich der Wärmepumpe in den letzten Jahren geändert? 
Das Kundeninteresse an Wärmepumpen und das Verständnis für diese Technik hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dies liegt unter anderem an der gesteigerten Beratung und Information durch Verbände, Fachbetriebe, Hersteller, und auch Verbraucherzentralen.
Es ist zu erkennen, dass Eigentümer immer öfter die Fragen nach einer Alternative zu den herkömmlichen Energiequellen suchen. Es besteht jedoch noch großer Bedarf an Aufklärung, was eine Wärmepumpe zu leisten Imstande ist und was nicht. Zu einfache Sichtweisen, auf ein doch sehr technisches Thema, wie die Wärmepumpe, erschweren die Aufklärung für den Kunden. Gerade plakative und fragwürdige Artikel oder Berichte, oft mit sehr reißerischen Überschriften, verunsichern Interessenten. Hinzukommt, dass gerade eine Umverteilung in der Nutzung von Ressourcen stattfindet und jeder Marktteilnehmer möchte seinen Teil des Kuchens behalten und andere wiederum stoßen hinzu.
Der Kunde wiederum legt vertrauensvoll viel Wert auf die Empfehlung des Fachmanns. Gerade hier muss darauf geachtet werden, dass die ausgesprochenen Empfehlungen für den Kunden dauerhaft sinnvoll sind und keinen Ideologien oder eigenen Profitbestreben gegenübersteht.
Das wertvolle Interesse der Kunden ist ein wichtiges Gut, welches bestmöglich zu schützen ist. Ein wichtiger Aspekt für die Kunden, ist die Erhöhung ihrer Unabhängigkeit in Bezug auf Energie. Hier erwarten die Kunden eine partnerschaftliche und faktenbasierte Antwort und keine wilden Stammtischparolen.
Die Bereiche der Sektorenkopplung (Mobilität, Komfortstrom, Warmwasser und Heizung), werden defossilisiert. Dies ist keine Fiktion, sondern sollte das Ziel einer gelebten Realität und guten Beratung sein. Daher sehen die Kunden die Wärmepumpe auch zunehmend nicht mehr als isolierte Einheit, sondern als Teil der Sektorenkopplung. 

3. Wie viele Wärmepumpen installieren Sie pro Jahr? 
Ca. 45 Wärmepumpen. Schwerpunkt liegt bei der Sektorenkopplung, also der Verbindung der Bereiche Mobilität, Komfortstrom, Warmwasser und Heizung. 

4. Wie lange brauchen Sie, um eine Wärmepumpe zu installieren? 
Ca.2 bis 4 Tage ohne Photovoltaikanlage.

5. Wem empfehlen Sie eine Wärmepumpe und wem nicht? 
Eine „Empfehlung“ in einem so komplexen Bereich sollte faktenbasiert sein. Jedes Haus, jede Wohnung und jedes Gebäude, hat einen individuellen Wärmebedarf. Diesen gilt es zu bestimmen. Hier empfehle ich in erster Linie bei der Beratung und deren Qualität anzusetzen.
Die Empfehlung geht daher geradewegs hin zu einer guten und ehrlichen Beratung. Welche Ziele hat der Kunde und welches Budget steht zur Verfügung? Es gilt es im Vorfeld die Rahmenbedingungen gemeinsam zu klären. Es muss nicht immer Alles und sofort umgesetzt werden.
Ein individueller Sanierungsfahrplan kann ein guter Anfang sein.
Das benötigte Volumen der Investition variiert stark. Als provokante Frage stelle ich Folgendes in den Raum: „Wann amortisiert sich die Küche für 30.000€ plus, mit dem großen side-by-side Kühlschrank, das neue Badezimmer für 25.000€ plus mit den teuren Fliesen, oder das neue KFZ mit 50.0000€ plus, mit allen Extras? Dies sind oftmals sehr emotional getragene Ausgaben, bei denen meist viel mehr Geld ausgegeben wird, als minimal nötig. Es sind zu einem großen Teil reine Ausgaben und keine Investitionen.
Eine Photovoltaikanlage in Kombination mit einer Wärmepumpe jedoch reduziert die Betriebskosten und steigert dabei noch erheblich und Trend unabhängig den Wert der Immobilie.?
Daher ist die Empfehlung für die Wärmepumpe eine Entscheidung, für die Vernunft und die Zukunft. 

6. Welche regenerative Heizung empfehlen Sie als Alternative zur Wärmepumpe? 
Als zentralen Punkt plädiere ich, für die maximal mögliche Produktion und Nutzung von solarer Energie vor Ort. Die Wärmepumpe bietet dabei eine sehr effiziente und grundsolide Basis, diese Energie zu nutzen. Im Neubau sicher ohne Alternative.
Im Bestand hat das IFO Institut in seinen Studien gut dargelegt, dass die Wärmepumpe auch hier sehr effizient arbeiten kann. Vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen.
Eine Überlegung: Der Endverbraucher kann kein Molekül, Gas oder Öl, selber produzieren. Solarenergie steht jedoch jedem zur Verfügung. Warum sollte er dann weiter fossile Brennstoffe kaufen? Die benötigte Fläche vorausgesetzt, sollte Photovoltaik und Wärmepumpe so oft wie möglich kombiniert werden.
Wir sollten daher alle gemeinsam maximalen Anstrengungen unternehmen, um die Effizienz u.a. der Wärmepumpentechnik weiter zu verbessern.
Neuen Wein in alten Schläuchen anzubieten, lenkt uns unnötig vom Ziel und Notwendigkeit der CO2-Reduzierung ab.
Daher ist in Anlehnung an die Erkenntnisse des IFO Institut die Wärmepumpe so oft es geht zu priorisieren. 

7. Wird Ihrer Meinung nach Wasserstoff jemals beim Heizen eine Rolle spielen? 
Wasserstoff wird meiner Meinung nach eine tragende Rolle spielen. Wie groß diese sein wird, hängt von den beteiligten wirtschaftlichen Parteien und der Lobby Arbeit ab. Es setzt sich nicht immer das technologisch sinnvollere System automatisch durch. Vielmehr ist es wichtig am jeweiligen Einsatztort, eine effiziente, ganzheitliche Lösung zu finden.
Hier begrüße ich die Sektorenkopplung, um die individuelle optimale CO2- reduzierte Energienutzung sicherzustellen.Die Frage lautet: „Wo soll all der ganze GRÜNE Wasserstoff herkommen?“ Geht man dieser Frage nach, so finden sich bis heute keine belastbaren und schlüssigen Antworten.

8. In der Wärmepumpenbranche und im Handwerk allgemein herrscht Fachkräftemangel. Was können Politik, Gesellschaft und auch Unternehmen wie Ihres dagegen tun? 
Wir plädieren für pragmatische Lösungen. Gezielte und verpflichtende Weiterbildungen können ein Baustein sein. Jeder Wandel bringt seine Reibungsverluste mit sich und so gib es keine Patentlösungen. Die Politik muss eine verbindliche Richtung erkennen lassen, damit die Gesellschaft und die Unternehmen eine klare Richtung haben.
Auf der politischen Ebene sollte die Bundesregierung die Bedingungen für den Einsatz von Wärmepumpen verbessern, indem sie z.B. die Stromkosten reduziert, die Fördermittel erhöht, die Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten erweitert und die Qualitätsstandards garantiert. Außerdem sollte sie die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren im Gebäudebereich fördern, um Synergien zu nutzen und Hindernisse abzubauen.
Auf der gesellschaftlichen Ebene sollte die Öffentlichkeit stärker für die Vorteile von Wärmepumpen informiert werden, z.B. durch Informationskampagnen, Beratungsangebote und Erfahrungsberichte von Nutzern. Außerdem sollte die gesellschaftliche Würdigung und Anerkennung für das SHK-Handwerk erhöht werden, z.B. durch positive Darstellungen in den Medien, attraktive Karrierechancen und gute Arbeitsbedingungen.
Auf der unternehmerischen Ebene sollten die Unternehmen in der Wärmepumpenbranche ihre Bemühungen zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften intensivieren, z.B. durch gezielte Personalmarketingmaßnahmen, flexible Arbeitszeitmodelle, betriebliche Gesundheitsförderung und leistungsgerechte Bezahlung. Außerdem sollten sie ihre Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit steigern, z.B. durch Investitionen in moderne Technologien, Qualitätsmanagement und Kundenorientierung. 

9. Was tun Sie um qualifiziertes Personal zu halten, bzw. zu gewinnen? 
In unserem Unternehmen pflegen einen offenen und menschlichen Umgang, kombiniert mit einem aktiven und modernen Gehalt. Wir fördern aktiv die Weiterbildung und sichern so einen hohen Standard. 

10. Deutschland soll bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein. Denken Sie, dass dies eintreten wird? 
Wir benötigen Ziele, um einen Kurs auf einen Punkt zu richten, der?z. B. gesellschaftlich erreicht werden soll. Deutschland hat das Ziel, bis 2045 keine Treibhausgase mehr auszustoßen oder diese vollständig zu kompensieren. Das bedeutet, dass die Emissionen und der Abbau von Treibhausgasen im Gleichgewicht sein müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um ca. 65 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren und bis 2040 um mindestens 88 Prozent. Das erfordert einen umfassenden Wandel der Wirtschaft und der Gesellschaft, vor allem in den Bereichen Energie, Industrie, Verkehr und Gebäude. Dabei spielen erneuerbare Energien wie Wind und Sonne, grüner Wasserstoff und E-Fuels sowie natürliche Kohlenstoffspeicher wie Wälder und Moore eine wichtige Rolle. Ich bin guter Hoffnung, dass wir diese Ziele mit großer Anstrengung gemeinsam erreichen werden. 

11. Abschließend wagen wir einen Blick in die Zukunft:
Es ist Oktober im Jahr 2045 und Sie denken an das Interview vom Oktober 2023 zurück.
Was werden Sie über die Wärmewende der 2020er-Jahre denken? 

Es könnte die Frage aufkommen, warum Ich, Du, Wir, Sie nicht früher und gemeinsam auf die Veränderung des Klimas reagiert haben. Oder die Frage: Was war damals mein positiver Beitrag??
Ich habe dieses Unternehmen gegründet, um diese Frage klar zu beantworten: „Ich habe meine Energie eingesetzt, um diesen Planeten etwas besser zu machen und das war und ist eine gute Entscheidung.“
Mit jeder installierten Photovoltaik Anlage oder Wärmepumpe komme ich daher meinem ganz persönlichen Ziel immer ein Stück näher. Wenn ich rückblickend auf dieser Reise einige Menschen motivieren konnte, mir und meiner Vision zu folgen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Gerne lade ich Sie hiermit ein mir zu folgen… 

Vielen Dank für das Gespräch Herr Laga!